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Der Zwerg unter den Eulen

Aktualisiert: 1. März


Sperlingskäuze, die Zwerge unter den Eulen, sind Bewohner von Misch- und Nadelwäldern. Sie brüten oft in alten Buntspechthöhlen, wo es drumherum noch viel Alt- und Totholzbestand gibt. Ihre Nahrung besteht zum größten Teils aus Kleinsäugern, aber auch Kleinvögeln wie Tannenmeise oder Buchfink. Insgesamt über 80 Vogelarten stehen schonmal auf ihrer Liste.



Erste Versuche

Da ich schon lange mal ein größeres Fotoprojekt angehen wollte, kam mir der Sperlingskauz als erstes in den Kopf. Denn ich hatte schon einmal die Chance einen Sperlingskauz zu fotografieren und war sofort von dieser etwa 17 - 18cm großen Eulenart begeistert. Schon im Herbst, wenn die Eulen ihre Reviere abgrenzen, konnte ich mit einem guten Freund und Fotografen Lars Beygang einige Reviere ausfindig machen. Im Frühjahr konnten wir dann endlich die erste Sperlingskäuze bei der Balz beobachten. Im selben Revier gab es auch den Waldkauz, Raufußkauz und Uhu. So schön das sich jetzt anhören mag, für mich und unser Projekt war das erstmal nicht so gut, da Sperlingskäuze so gut wie verstummen, wenn sie andere Eulenarten in ihrem Revier hören. Da das Auffinden der kleinen Käuze nun ohne Rufe schwierig war, hab ich beschlossen ein anderes Revier zu suchen.

Die Frühjahresbalz findet in der Regel Ende Februar statt. Besonders bei Beginn der Dämmerung, morgens und auch kurz vor Sonnenuntergang sind die Rufe gut zu hören.




Ein neues Revier


Ca. 2 Wochen später und mit reichlich km in den Beinen habe ich in einem vermuteten Revier dann endlich Laute vom Sperlingskauz wahrgenommen. Hoch oben auf der Spitze einer Fichte befand sich ein rufendes Männchen, und das Weibchen war auch nicht so weit entfernt. Mit imposanten Flugmanövern und lauten Pfeifen hat es versucht, dem Weibchen zu imponieren. Mir fiel nach einiger Zeit auf, dass die ganze Parade sich in einem bestimmten Radius ereignete. Innerhalb dieses Radius hab ich dann schließlich zusammen mit Lars die Bruthöhle gefunden.




Balzendes Männchen

Nach der Paarbildung fand die Balz immer näher an der vom Männchen anvisierten Bruthöhle statt und es kommt zu ersten Kopulationen. Das Weibchen sitzt jetzt fast nur noch in der Nähe der Höhle und lässt sich vom Männchen versorgen. Nun sieht man auch vermehrt Schmelzflecken und Gewölle unterhalb der Bäume. Irgendwann lockt das Männchen mit Beute und leisem Pfeifen das Weibchen in die ausgesuchte Höhle. Hat das Weibchen die Höhle für gut genug befunden, beginnt sie nach ein paar Tagen mit dem Legen der Eier. Im Durchschnitt sind das drei bis sieben Eier.






Brutbeginn


In den ersten Tagen fliegt das Männchen noch mit der Beute direkt an die Höhle, wird aber schon kurz darauf vom Weibchen vertrieben. Von nun an macht sich das Männchen bemerkbar, indem es von weiter weg ruft, bis das Weibchen zur Futterübergabe fliegt.



Männchen an der Bruthöhle

Nachdem sich das Männchen zur Futterübergabe gemeldet hatte, reagierte das Weibchen mit einem langgezogenen Ruf und flog nach kurzer Zeit zu ihm. Nach der erfolgreichen Übergabe flog sie sofort in die Höhle zurück.

Ab und zu kam es mal vor, dass das Weibchen nicht auf die Rufe des Männchens hörte, sodass das Männchen die Beute in Astgabeln versteckte, die das Weibchen, wenn es dann mal draußen war, schnell mit ihren scharfen Augen ausfindig machte.



Prüfende Blicke

Weibchen nach der Beuteübergabe

Kurz vor Futterübergabe gab es immer einen prüfenden Blick in alle Richtungen.








Ab der zweiten Woche war das Männchen nur noch zur Beuteübergabe zu sehen. Den Rest der Zeit war es mit Jagen im Wald beschäftigt. Mittlerweile hat das Weibchen ihre Beute wieder komplett draußen zu sich genommen, Uns war der Zeitpunkt der Eiablage nicht genau bekannt. Wir wussten nur, dass das Weibchen erst nach Ablage des letzten Eis mit dem Brüten beginnt. Wir haben auch auf Eierschalen vor der Bruthöhle gehofft, damit wir halbwegs den Zeitpunkt des Ausfliegens der Kleinen bestimmen konnten. Die Eierschalen haben wir übrigens nie gefunden.

In der Regel schlüpfen die jungen Sperlingskäuze nach 28 - 31 Tagen und das Weibchen begibt sich nun zum Verzehr der Beute außerhalb der Bruthöhle.









Die Jungvögel schlüpfen



Uns fiel nach einer Gewissen Zeit auf, dass das Weibchen die Beute nicht mehr komplett verschlang, sondern Teile davon mit in die Bruthöhle nahm. Unser erster Gedanke war, dass sie schnell wieder zu ihren Eiern zurückkehren muss bevor sie noch auskühlen.

Am Ende stellte sich aber heraus, dass die Kleinen wohl schon geschlüpft waren und sie gefüttert und gehudert (hudern beschreibt das Schützen der Nestlinge durch die Brutvögel, in dem sie sie unter den Flügel geborgen und warm gehalten werden) wurden.



Eine Woche später war das Hudern dann auch vorbei. Das Weibchen war nur noch zum Füttern und zum Entfernen der Gewölle in der Bruthöhle. Den Rest der Zeit verbrachte es meistens mit Putzen des Gefieders und beobachtete den Höhleneingangs auf Feinde. Die gab es zur Genüge: Drei Bussarde flogen oft kreisend über der Bruthöhle entlang. Einer setzte sich auch mal 20 Meter davon entfernt ab. Der Waldkauz rief auch mal 30 Meter entfernt aus einer Fichte heraus. Sperber, Kolkrabe und auch der Uhu, sie alle kamen mal zu Besuch. Wenigstens blieb der Baummarder fern. Diese Momente bescherten mir oft kein gutes Gefühl. So ein Sperlingskauz hat dann leider doch viele Feinde... Im besten Fall brütet er im dichten Fichten- oder Mischwald, wo die größeren Greifvögel nicht durchkommen.


Bemerkung am Rande


Vielerorts ist es leider so, dass doch ein wenig zu viel Holz aus dem Wald herausgeholt wird und die Wälder zu offen für diese Vogelart sind. Dazu wird auch zu wenig Totholz stehengelassen. Totholz erfüllt für viele Waldvogelarten multifunktionale Aufgaben:

  • Nahrungsbiotop

  • Bruthöhlen, Schlafplatz und Versteck

  • Singwarte und Trommelplatz




Einmal hatte ich das große Glück, eine Jagd direkt an der Bruthöhle zu beobachten. Nachdem der Kauz seine Beute anvisiert hatte, ging er pfeilschnell zu Boden, und die Maus war schnell überwältigt.

In vielen Momenten war ich erstaunt, wie unbeeindruckt doch diese kleinen Käuze von mir waren. Mir wurden nicht oft Blicke wie dieser geschenkt. Meistens war Fressen und Gefiederpflege wichtiger.





Auf der Jagd

Nach erfolgreicher Jagd

In den späten Abendstunden flog das Weibchen drei Wochen nach dem Schlüpfen der Jungen selber auf die Jagd. Sie flog dazu in 10-Minutenabständen von Baum zu Baum und spähte den Waldboden nach Mäusen ab. Sobald sie eine erspähte, ging alles recht schnell und es ging wieder zurück zur Bruthöhle. In einem Fichtenwald ist es sehr schwierig so einen kleinen Kauz im Auge zu behalten, da sie doch recht schnell und wendig sind.




Erste Blicke




Nach 4 Wochen schauten zum ersten Mal einer der jungen Sperlingskäuze aus der Höhle. Da wir wie gesagt nicht genau wussten, an welchen Tag die jungen genau geschlüpft sind, war uns klar, dass es eine harte Woche wird. Ab diesem Zeitpunkt war ich dann jeden Abend vor Ort, um das Highlight - den Ausflug - nicht zu verpassen. Die meiste Zeit jedoch ist man dabei mit Sitzen und Schauen beschäftigt, bis sich etwas tut. Aber wenn dann endlich mal die ersten Pfiffe von Männchen und Weibchen zu hören sind, wurden wir mit schönen Momenten belohnt.




Bruchpilot

Bruchpilot


Irgendwann war das ganze Prozedere klar: Das Weibchen ruft nach Futter, bis das Männchen irgendwann mit Beute angeflogen kommt und mit weiteren Rufen die Futterübergabe einleitet. Das Weibchen nimmt ein paar Happen zu sich. Den Rest bringt es in die Höhle um die Jungen zu füttern. Kurz vor der Höhle setzt es sich eigentlich immer auf einen Ast, von dem die Flugbahn ins Loch passabel erschien. Doch nicht nur einmal, sogar zweimal, ich weiß nicht, was sie sich dabei dachte, war sie weit oberhalb von der Bruthöhle und flog steil Richtung Loch hinunter. Natürlich hatte sie es verfehlt, ließ die Maus aus den Krallen fallen und kämpfte mit sich und der Schwerkraft. Zum Glück ging da alles gut aus. Ein wenig irritiert schaute sie nach links und nach rechts, schnappte sich die Beute und versteckte sie erstmal an einer Baumwurzel.



Ausflug der jungen Sperlingskäuze


Der Ausflug der Jungen findet etwa 30-34Tage nach dem Schlüpfen statt. Irgendwann war der Tag des Ausflugs gekommen und das Weibchen reduziert die Fütterungen. Stattdessen sitzt sie nun mit Beute auf einem Baum in der nähe des Höhleneingangs und versucht mit lauten Pfeifen die Jungen herauszulocken. Täglich hat sich immer einer aus der Höhle gewagt. Den ersten hab ich gleich verpasst. Aus Zufall habe ich mitbekommen, wie das Weibchen ihr Junges in etwa 6 Meter Höhe gut versteckt in einer Fichte gefüttert hat. Ein wenig verdutzt hab ich da schon geschaut und war überrascht, wie weit die Kleinen doch gleich zu Beginn kommen. Diese Fichte war schließlich gut 40 Meter von der Bruthöhle entfernt. Zwei von insgesamt vier jungen Sperlingskäuzen konnten wir jedoch gut beobachten. Einer hat sich 20 Meter vor der Höhle entfernt im flachen Gras des Waldbodens niedergelassen.



Der Mutige

Für uns erst kaum sichtbar, saß dieser Kleine mit weit geöffneten Augen vor uns und erkundete in einer nicht so gut von Fressfeinden geschützten Position die Welt. Sofort schossen mir Sperber und Co in den Kopf und ich hatte, mal wieder wie so oft, kein gutes Gefühl. Nach einer Weile flog er dann endlich in einer Höhe von einem Meter über den Boden zur nächsten Position - die aber auch nicht viel besser war.


Nämlich in einen Graben direkt neben der Straße. Zum Glück ist auf so einer Waldstraße nicht viel los. Ein Radfahrer und zwei Wanderer liefen und fuhren direkt an dem kleinen vorbei, ohne was mitzubekommen. Zwar schauten Sie nach links und nach rechts und fragte sich bestimmt, was wir da mit unseren Kameras und großen Objektiven wohl fotografierten, sehen konnten Sie den kleinen Kauz aber nicht. Zum Glück wurden wir auch nicht gefragt, was wir den hier fotografieren, was ja häufiger vorkommt. Im schönsten Moment der letzten vier Monate wollte ich mich garantiert nicht ablenken lassen.

Irgendwann hat sich der Kleine dann doch mal entschieden einen Baum anzufliegen. An der Baumwurzel ging dann der Aufstieg mit starken Miniflügelschlägen und gleichzeitigen - ich nenne es mal laufen - los. Wir waren heilfroh, dass der Kleine endlich in etwas dichteren Gelände war, wo nicht gleich jeder Greifvogel in erspähen konnte.


Erster Ansitz

Am Ende flog er noch ein bisschen weiter in noch dichteres Gelände, wo der dann schließlich mit Rufen auf sich aufmerksam machte, und er wenige Minuten später von seiner Mutter gefüttert wurde.

Fütterung

Insgesamt waren es vier Sperlingskauz-Jungen, die wir mitbekommen haben. In den nächsten zwei Wochen werden die Jungen jetzt weit oben in den Bäumen gefüttert, bis sie schließlich mit dem Männchen durchs Revier streifen und das Jagen erlernen. Im Herbst vertreibt das Männchen dann die mittlerweile ausgewachsenen Käuze und sie gehen auf die Suche nach ihrem eigenen Revieren.


Jetzt wo ich zurückblicke, hatte es mein erstes Projekt schon ziemlich in sich.

Die ersten Wochen kamen fast keine Bilder zustande, da die Käuze ja recht weit oben in den Fichten saßen oder flogen. Von der Fahrerei ganz zu schweigen. Ich war am Ende ungefähr 40 mal vor Ort. Bei einem Weg einfach von 30 km kam da schon was zusammen.

Bei jedem Besuch saß ich circa drei bis vier Stunden, manchmal sogar 6 Stunden vor Ort.

Dazu kamen noch andere kleinere Projekte wie Waldkauz, Rauhfußkauz, Amphibienwanderung und auch der Dachs dazu, die ebenfalls ein wenig Zeit in Anspruch nahmen.

Hauptaugenmerk war dann doch immer der Sperlingskauz.



Ich hoffe, dass ich Sie mit diesen kleinen Artikel ein wenig mit in die Welt des Sperlingskauzes nehmen konnte.




















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